Das Britische Maundy Money


4 Pence Maundy     1 Pence Maundy     2 Pence Maundy     3 Pence Maundy    


                    
In Grossbritannien gibt es neben den normalen Umlaufmünzen, einschliesslich ihrer Sonderprägungen, noch andere Münzarten die kursgültige Zahlungsmittel sind. Diese werden jedoch nicht im Umlauf angetroffen. Es handelt sich dabei zum einen um die Gold-Anlagemünzen von Typ Sovereign und die Gold-und Silber-Anlagemünzen der Britannia-Serie. Daneben gibt es noch das nach dem Gründonnerstag (engl. maundy) benannte Maundy Money. Dieses Maundy Money hat geldpolitisch überhaupt keine Bedeutung. Es handelt sich dabei um eine seit Jahrhunderten geplegte Tradition, bei der die Armen vom Monarchen ein Almosen erhalten. Der Ursprung liegt im Gebot Christi "das ihr Euch lieben sollt". Dies sprach er nach der Fusswaschung seiner Jünger am Tag vor Karfreitag aus (Johannes XIII 34). Dieses Gebot wird durch die christlichen Kirchen weltweit regelmässig in Erinnerung gerufen. Die Zeremonie des Waschens der Füsse von armen Menschen, das begleitet wird  durch Schenken von Nahrungsmitteln und Kleidung, kann bis in das 4. Jahrhundert zurückverfolgt werden.
Es scheint seit dem 13. Jahrhundert bei den Mitgliedern der königlichen Familie Brauch zu sein an der Zeremonie teilzunehmen. Sie verteilten dabei Geld und Geschenke und riefen Christus´ Akt der Demut durch das Waschen der Füsse von Armen in Erinnerung. Henry IV. (Regierungszeit 1399-1413) begann damit, einen Bezug zwischen der Anzahl der Gabenempfänger und dem Alter des Monarchen herzustellen. Als es später Brauch wurde, das der Monarch die Zeremonie durchführte, wurde das Ereignis als "Royal Maundy" (Königlicher Gründonnerstag) bekannt. Im 18. Jahrhundert wurde der Akt der Fusswaschung der Armen eingestellt. Im 19. Jahrhundert ersetzten Geldzuwendungen die verschiedenen Essens- und Kleiderspenden.
Das Maundy Money als  solches gab es erstmals unter Charles II.
im Jahre 1662 (Regierungszeit 1660-1685). Dabei wurden gewöhnliche, damals noch undatierte, gehämmerte Silbermünzen im Nennwert von 1, 2, 3 und 4 Pennce verteilt. Bis 1662 gab es unter ihm keine datierten Münzen. Diese wurden erstmals danach mit der Einführung des "Prägens" hergestellt. Auch das Metall Silber war nicht ungewöhnlich. Alle Münzen dieser Zeit mit einem Nennwert von unter einer "Crown" waren aus Silber, die Crown und höherwertige aus Gold.
Die heutigen Empfänger des Royal Maundy werden wegen der christlichen Dienste, die sie der Kirche oder Gemeinde erbrachten ausgewählt. Es handelt sich dabei um soviele ältliche Frauen und Männer wie der Monarch Lebensjahre zählt. Bei der Zeremonie, die jährlich am Gründonnerstag stattfindet, überreicht der Monarch jedem Empfänger zwei kleine geschnürte Lederbeutel. Der eine, ein roter, enthält in Form von gewöhnlichen Kursmünzen Geld anstelle von Nahrung und Kleidung. Der andere, ein weisser, enthält silberne Maundy-Münzen im Nennwert von 1, 2, 3 und 4 Pence. Es sind genausoviel Pence wie der Monarch Lebensjahre zählt.
Das MaundyMoney blieb in seiner Form seit 1670 ungefähr das gleiche. Die Münzen die für die Zeremonie verwendet werden prägt man traditionell in Sterling Silber (925er). Sie unterscheiden sich somit im Aussehen und Material von den gewöhlichen Pennies. Ganz abgesehen davon, das es die Wertstufen 3- und 4-Pence als reguläre Münzen gar nicht mehr gibt. Es gab beim verwendeten Münzmetall nur zwei kurzzeitige Änderungen. Zum einen wurden unter Henry VIII. während der Abwertung der Währung keine Silbermünzen geprägt, zum anderen wurden sie ab 1920 in 500er Silber geprägt, da man beim Münzsilber generell von 925er auf 500er überging. Der Sterling-Silber-Standard (925er) wurde jedoch in Folge des Währungsgesetztes 1946 wieder in Kraft gesetzt. In Folge des Währungsgesetzes zur Einführung des Dezimalsystems wurde 1971 die Wertgrösse der Münzen von den alten an die neuen Pence angepasst.
Das das MaundyMoney dennoch richtiges Geld ist, erkennt man auch an der Münzvorderseite. Dort ist Elizabeth II mit dem Schriftzug
ELIZABETH II*DEI*GRATIA*REGINA*FIDEL*DEFENSOR (evtl. auch abgekürzt) abgebildet, was das Zeichen offizieller Zahlungsmittel in Grossbritannien ist. Allerdings weissen die Münzen auch auf der Vorderseite eine Besonderheit auf. Während auf den normalen Münzen bereits das vierte Bildnis von Elizabeth II zu sehen ist, wird auf dem MaundyMoney noch immer ihr erstes, aus dem Jahr der Krönung (1953), verwendet.

Die obigen Informationen stammen überwiegend von "The Britisch Royal Mint", der staatlichen Britischen Münzprägeanstalt. Die nachfolgenden Angaben habe ich freundlicherweise von Michael Hebeis (KarlAntonMartini) übermittelt bekommen. Da sie die Royal Mint Informantionen ergänzen gebe ich sie gerne weiter:

"Das einschlägige Standardwerk zu englischen Silbermünzen, der Rayner, vertritt die Auffassung, daß der komplette Satz bestehend aus vier Münzen erst seit Georg III (1760-1820) eigens für die Gründonnerstagszeremonie hergestellt wurde. Erst seit 1822 unter Georg IV ist wirklich für jeden Jahrgang der Satz hergestellt worden. Von Georg III gibt es nur die Jahrgänge 1763, 1766, 1772, 1780, 1784, 1786, 1792, 1795, 1800, 1817, 1818 und 1820. Kursgültig sind alle Jahrgänge seit der Einführung der Goldwährung (1816). Einen Jahrgang 1816 gibt es jedoch als Maundy-Satz nicht."

Nachtrag von mir:
Laut "The British Royal Mint" sind alle Maundy-Münzen noch kursgültige Zahlungsmittel und nicht erst die ab 1816, wie oben ausdrücklich erwähnt.  Vielleicht nimmt es die Royal Mint mit dem Ausdruck "alle" nicht ganz so genau, da sie davon ausgeht, das so alte und wertvolle Münzen ohnehin nicht im Umlauf angetroffen werden.


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Joachim Harsdorf's Münzen Seite / Stand vom 24. Juni 2005